Der DGB und der Ostermarsch – damals und heute …

Die Zeiten ändern sich, manchmal schneller als vermutet: Die Frage zu Krieg und Frieden war noch nie einfach für die Gewerkschaften. Sie sahen sich jedoch stets als Teil der Friedensbewegung. Ist das 2025 immer noch so?

  • 1949 (Dezember) rief bereits die Nürnberger Gewerkschaftsjugend zu einer Aktion auf dem Christkindlesmarkt „Weg mit dem Kriegsspielzeug“
  • 1950 (August) wehrte sich der Nürnberger MAN-Betriebsrat gegen die Pläne Adenauers zu einer neuen Wehrmacht
  • 1952 stellte der DGB -Kreisvorstand Nürnberg mehrfach klar, dass „von der Mitgliedschaft jede Form des Wehrbeitrags abgelehnt wird“
  • 1954 (November) fand eine große Demonstration der Nürnberger Gewerkschaften gegen die Wiederbewaffnung statt
  • Der erste Ostermarsch 1958 – organsisiert durch die Campaign for Nuclear Disarmament als Marsch von London zum Atomforschungszentrum Aldermaston fand bereits mit Nürnberger Beteiligung statt. 
  • 1961 fand der erste Ostermarsch von Ingolstadt nach Nürnberg statt – unter Beteiligung insbesondere der Gewerkschaftsjugend. Diese beriet und vertrat damals auch Kriegsdienstverweigerer.

Seitdem war eine Beteiligung des DGB und der Einzelgewerkschaften am Ostermarsch selbstverständlich und Ausdruck des Selbstbildes als Teil der Friedensbewegung

Noch im Jahr 2024 rief der DGB zum Ostermarsch auf mit folgendem Kernsatz:

Angesichts der Zunahme bewaffneter Konflikte ist es höchste Zeit, den Irrglauben zu überwinden, Frieden ließe sich durch Aufrüstung und immer mehr Waffen schaffen. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie das Friedensgebot des Grundgesetzes konsequent umsetzt. Wir fordern sie auf, sich mit aller Entschlossenheit für diplomatische Ansätze zur Konfliktlösung einzusetzen und neue Initiativen für die Wiederbelebung von Abrüstung, Rüstungs- und Rüstungsexportkontrolle auf den Weg zu bringen.

DGB Aufruf zum Ostermarsch 2024

2025 scheint die Welt eine andere. Der DGB ruft nicht mehr auf, sondern verabschiedet eine „Erklärung“ zu den Ostermärschen 2025. Der Kernsatz hierin ist:

Vor diesem Hintergrund sehen auch der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften die Notwendigkeit, in
Deutschland und Europa verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um gemeinsam verteidigungsfähiger zu werden. (…) Deshalb begrüßen wir es ausdrücklich, dass die nun geschaffenen neuen Möglichkeiten für schuldenfinanzierte Verteidigungsausgaben erweitert wurden und nicht mehr nur für eine bessere militärische Ausstattung der Bundeswehr zur Verfügung stehen.

DGB Erklärung zum Ostermarsch 2025

DGB Bayern, DGB Mittelfranken, DGB Unterfranken, DGB Oberpfalz verschweigen sich auf ihren Websites zum Ostermarsch 2025. Einzig der DGB Unterfranken ruft in der Region noch zum Ostermarsch 2025 auf

Diese Veränderung muss als Meilenstein betrachtet werden. Die Reaktionen darauf sind bislang jedoch mehr als verhalten.

Ostermärsche 1963 und 1982 mit den Gewerkschaften

1985 – Der Kampf der Frauen im britischen Bergarbeiterstreik

Solidaritätsveranstaltung der IG Druck und Papier und der IG Metall am 22. März 1985

Vor 40 Jahren ging der britische Bergarbeiterstreik gegen die geplanten Zechenschließungen der Thatcher-Regierung zu Ende. Ein Jahr unerbittlicher Auseinandersetzungen der Bergarbeiter und ihrer Familien mit der britischen Regierung, die große Summen in die Niederschlagung der damals kampfkräftigsten Gewerkschaft NUM investierte und eine rücksichtslose neoliberale Umgestaltung des gesamten Landes durchsetzte.

Der Hauptvorstand der IG Druck und Papier lud für März 1985 eine britische Bergarbeiterfrau in die BRD ein. Jackie Bargh, aus Eckinngton/Nordengland, berichtete sehr eindrucksvoll vom Kampf der Frauen im Streik und bei der lebensnotwendigen Versorgung der Familien.

Am 22.3.1985 fand auch im Nürnberger Gewerkschaftshaus eine große Solidaritätsveranstaltung der IG Druck und Papier und der IG Metall statt. Es gab breite Solidarität mit den Familien der britischen Bergarbeiter, die keine Streikunterstützung mehr bekamen, weil die Regierung die Konten der NUM konfiszierte.

Mehr dazu zeigen die folgenden Archivalien aus unserem Archiv.

Die Abbildung zeigt eine Collage aus der Einladung zur Veranstaltung (links) und den handschriftlichen Notizen von Jackie Bargh (rechts). Bei der Veranstaltung wurden Spenden gesammelt. Dafür gab es verpackte „Solidaritätskohlen“. Auch die Rechnung für die Kohlen liegt uns noch vor. Rechnung und die verpackten Kohlen befinden sie in der Mitte der Collage.
Dies ist der kurze Beitrag, der im April 1985 in der Zeitung vom Nürnberger Ortsverein der IG Druck und Papier, dem „drupa aktuell“ erschien.

Hier noch zum Nachschauen und Nachlesen:

Einladung zur Veranstaltung vom 22. März 1985

Artikel aus der „druck + papier“ 9/1985, dem Zentralorgan der IG Druck und Papier

Gewerkschaftsjubiläum und runder Geburtstag

Michael Gleißner erinnert sich

Am 28. November 2024 konnten wir vom Archiv der Arbeiter*innen- und Gewerkschaftsbewegung den Film „Von Johannisfeiern bis zu Arbeitskämpfen“ mit Waltraud Nikolic und Michael Gleißner – gedreht im Nürnberger Museum Industriekultur – vorstellen.

Nun hat Kollege Gleißner den 90. Geburtstag gefeiert und wird zudem für 75 Jahre Gewerkschaftsmitgliedschaft geehrt. Grund genug für Klaus Schrage, dem Jubilar einen Artikel für die ver.di Mitgliederzeitung zu widmen. „Gelebte Realität“ ist der Artikel betitelt, der unter diesem Link zu finden ist.

Nicht zu vergessen: eingangs erwähnter Film ist auf dem Youtube-Kanal des Archivs zu finden.

Frohe Kunde zu unserer Homepage

Am 15. April mussten wir vermelden, dass die bisherigen Daten unserer Website nach einen Anbieterwechsel verloren gegangen sind. Jetzt erfolgt die Korrektur. In den Tiefen von Datenbanken und mehr konnten wir die alte Version noch rekonstruieren und und die Daten in die jetzige Homepage einpflegen. Somit sollte jetzt der alte wie neue Datenbestand zur Verfügung stehen. Wenn das nichts ist.

Fröhliches erkunden.

Fahrt zum Geburtshaus von Hans Böckler am 01.10.2023

In diesem kleinen Haus in Trautskirchen wurde Hans Böckler 1875 geboren
Foto: Leonhard F. Seidl

Schon gewusst? Hans Böckler, dessen Name untrennbar mit Einheitsgewerkschaft und Montanmitbestimmung, aber auch mit der Bürokratisierung der Arbeiterbewegung verbunden ist, wurde unter ärmlichen Verhältnissen in Trautskirchen / Landkreis NEA geboren. Dort steht heute auch ein kleines, weitgehend unbekanntes Museum von und über ihn. Unser ver.di-Kollege Leonhard F. Seidl berichtete erst neulich darüber: https://publik.verdi.de/ausgabe-202304/rebell-aus-der-provinz/

Wir wollen  uns das mal ansehen und laden herzlich ein, mitzufahren. Unser Plan:

  • 15 Uhr: Abfahrt (mit Privat-PKW)
  • 16 Uhr: Besuch des Museums, Begleitung durch Leo Seidl (angefragt)
  • 18 Uhr: Abendessen / Ausklang im Gasthaus Schwarzer Adler

Herzliche Einladung zur Mitfahrt! Anmeldung bitte über info@aag-archiv.de

Vor 90 Jahren – Stürmung der Gewerkschaftshäuser – auch in Nürnberg: Der 02. Mai 1933

Neubau Deutscher Metall-Arbeiter Verband. Erbaut 1907-1908 (Postkarte, undatiert)
Nürnberg, Kartäusergasse
Postkarte des Neubaus des Metallarbeiterverbandes in der Kartäusergasse Nürnberg, ca. 1910

Vor 90 Jahren – am 02. Mai 1933 stürmten Rollkommandos der SA die Gewerkschaftshäuser. Noch am Tag zuvor war am erstmals begangenen „Tag der deutschen Arbeit“ zynisch betont worden: „Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter“. Die freien Gewerkschaften wurden abgeschafft , das letzte Bollwerk gegen den Nationalsozialismus vernichtet. Diese wehrten sich kaum.

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1933: Stürmung der Gewerkschaftshäuser – Veranstaltung zum 90sten Jahrestag am 05.Mai 2023

02.Mai 1933 - Stürmung der Gewerkschaftshäsuer: Nie wieder Faschismus!

EINLADUNG ZUR GEDENKVERANSTALTUNG

anlässlich des 90. Jahrestags der Stürmung der Gewerkschaftshäuser
durch die Nationalsozialisten

05. Mai 2023, 14:30 Uhr
Vor dem ehemaligen Gewerkschaftshaus in der Straße der Menschenrechte:
Kartäusergasse 12, 90402 Nürnberg

„1933: Stürmung der Gewerkschaftshäuser – Veranstaltung zum 90sten Jahrestag am 05.Mai 2023“ weiterlesen